mit Pfr. Harald Kluge Youtube
Matthäus 10, 26-33
26 »Fürchtet euch nicht vor denen, die euch bedrohen! Denn nichts bleibt für immer verborgen, sondern eines Tages kommt die Wahrheit ans Licht, und dann werden alle Geheimnisse enthüllt.
27 Was ich euch im Dunkeln sage, das gebt am helllichten Tag weiter! Was ich euch ins Ohr flüstere, das ruft von den Dächern.
28 Habt keine Angst vor den Menschen, die zwar den Körper, aber nicht die Seele töten können! Fürchtet vielmehr Gott, der beide, Leib und Seele, dem ewigen Verderben in der Hölle ausliefern kann.
29 Welchen Wert hat schon ein Spatz? Man kann zwei von ihnen für einen Spottpreis kaufen. Trotzdem fällt keiner tot zur Erde, ohne dass euer Vater davon weiß.
30 Bei euch sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt.
31 Darum habt keine Angst! Ihr seid Gott mehr wert als ein ganzer Spatzenschwarm. 32 Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde ich mich auch vor meinem Vater im Himmel bekennen. 33 Wer aber vor den Menschen nicht zu mir steht, zu dem werde ich auch vor meinem Vater im Himmel nicht stehen.«
Liebe Gemeinde!
Gottlob und Gott sei es gedankt, sind wir mehr Wert als ein ganzer Spatzenschwarm.
Wer hat es gern, wenn man „Spatzenhirn“ bezeichnet wird?
Und wer will als „Drecksspatz“ gelten?
Seit zehntausend Jahren begleitet uns Menschen dieser kleine Vogel, der Sperling mit den mehr als 5.000 Unterarten. Und den Haussperling haben wir Spatz genannt. Und den haben wir in vielen Sprichwörtern verewigt.
So haben wir lieber den Spatz in der Hand, als eine Taube auf dem Dach. Wir finden es ungehörig und überschießend, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen.
Wir erfreuen uns daran, wenn es die Spatzen von den Dächern pfeifen.
In einigen Fällen kommt es sogar vor, dass wir schimpfen wie die Rohrspatzen.
Abe echte „Drecksspatzen“ gibt es so gar nicht, zumindest unter den Vögeln nicht. Denn sie sind recht reinliche Vögel, die mehrmals am Tag in Wasser oder auch in Sand baden, sich andauernd putzen. Das kann man nicht von allen Mitmenschen sagen. Mit einem Sandbad wird das Gefieder der Vögel gut von Milben und Parasiten gereinigt. Eine Erkenntnis, die in manchen Ländern mit Wasserknappheit immer schon kopiert wurde. Und gleichfalls ist die Unterstellung, du hast ja ein „Spatzenhirn“ böswillig und falsch. Die Spatzen sind recht intelligent, wissen genau, wo sie gezielt Nahrung suchen und finden. Schon an ihren Gesängen lässt sich zeigen, dass Spatzen ein gut ausgebautes Gehirn haben, halt dem Volumen entsprechend.
Zehntausend Jahre haben Sperlinge uns begleitet und haben als Nahrungsquelle herhalten müssen, als Opfertier für Gottheiten quer über die Kontinente hinweg und durch die verschiedensten Kulturkreise. Und manche haben sich Sperlinge als Haustiere in Käfigen gehalten.
Zu Zeiten Jesu wird der Sperling auch als „Geflügelbraten der kleinen Leute“ gesehen. Günstig zu kaufen, oft im Multipack-Angebot, und schnell zubereitet mit ausreichendem Nährwert neben dem Brot, dass es zu jeder Mahlzeit gibt. Es war der billigste Vogel, den es zu kaufen gab und daher nicht bemerkenswert.
„29 Welchen Wert hat schon ein Spatz? Man kann zwei von ihnen für einen Spottpreis kaufen. Trotzdem fällt keiner tot zur Erde, ohne dass euer Vater davon weiß.“
Echte Vogelliebhaber, Vogelkundler gab es damals noch nicht und meist wurden diese Vögel als fliegende Ratten eher als lästige Viecher gesehen. Aber auch sie sind Geschöpfe Gottes. Die Kleinsten, Unscheinbarsten, scheinbar Unnötigsten sind GOTT eben auch ganz lieb.
Ob ein Sperling gut zu seinem Nest findet, seinen Jungen das Fliegen beibringen kann, Nahrung, Würmer, Insekten findet, ob sie als Pärchen zusammenkommen, all das sieht GOTT und hat GOTT in der Hand. Jede Feder eines Sperlings ist GOTT wohlvertraut, wie jedes Haar auf unserem Haupt. Jede Pärchenbildung bei einem Vogelpaar – und die Sperlinge sind besonders treu in ihren Beziehungen – ist GOTT ein Anliegen wie auch jede Pärchenbildung bei uns Menschen.
Wir stehen den Vögeln um nichts nach und umgekehrt. Das billigste Tier, die kleinste Kreatur zählt vor GOTT wie jeder einzelne von uns zu den Schätzen der Schöpfung.
„30 Bei euch sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt.“
Dass es ein Vogel auf seinem Flug ins Winterquartier schafft, ist GOTT ebenso en Anliegen wie dass wir sicher nach Hause kommen. Wenn es dann nicht so sein sollte, verliert uns GOTT aber nicht aus dem Blick. Den wegen Entkräftigung abgestürzten oder von einem Raubvogel abgefangenen Sperling hat GOTT ebenso auf dem Radar wie es jeder von uns ist, der in eine Notlage kommt.
Wer krank, traurig ist und leidet, aus den verschiedensten Gründen, kann sich auf GOTTES Trost verlassen. Wir sind nicht von GOTT verlassen. Es gibt das Angebot im Gebet zur Ruhe zur Neuausrichtung, zur Kräftigung, zu einer Form von r Linderung zu kommen. Auch in der Suche nach Hilfe unter den wohlmeinenden Mitmenschen steckt das Angebot GOTTES in der Schöpfung, hier auf Erden Fürsorge und Mitmenschlichkeit zu erleben.
Aber wenn GOTT all unsere Haare kennt, die Federn der Vögel, die Schuppen der Fische und von allem weiß, was geschieht und was uns so alles zustößt, ist es dann nicht gut und richtig, uns zu warnen, uns vor den Gefahren dieser Welt zu schützen?
Und wenn GOTT jeden Sperling zu seinem Nest und jeden von uns zu einem guten Platz zum leben geleiten möchte, stellt sich da nicht die Frage, warum es dann Katastrophen gibt? Weshalb trifft es manche von uns so hart? Wir erkranken, erblinden, verzweifeln, sterben. Ist das auch unter der Vorsehung GOTTES zu verstehen?
Die Theologen haben dazu die „Prädestination“ als gedankliches Konstrukt erschaffen. GOTT weiß um alles gute und ungute Geschehen, jede Entwicklung hat GOTT vor Augen und ist gewissermaßen gewollt, oder sagen wir einmal, zugelassen.
Ulrich Zwingli, der Zürcher Reformator hat dazu gemeint:
„Diese Frage – wie kann GOTT das Schlimme zulassen – ist das sicherste Argument dafür, dass ich GOTT noch nicht kenne. Denn ich möchte GOTT mit meinem Fuß ausmessen, nämlich dem Gesetz, unter dem ich lebe.“
GOTT hilft in aller Not, aber nicht auf die Arten und Weisen, wie wir es uns denken. Oft sind es die Mitmenschen, die plötzlich die Hand reichen, sich engagieren und das Schlimme zum Besseren wenden wollen. Ob es um Aufklärungsarbeit nach den ans Licht gekommenen Gewalttaten gegen Kinder und Jugendliche geht. Oder ob die Weltgemeinschaft nach dem verheerenden Wirbelsturm „Melissa“ in den karibischen Staaten sofort zur Hilfe schreitet. Oder wenn bei einem Medikament nun die Chance auf Eindämmung der Demenzerkrankung besteht.
Spatzen fallen von den Dächern und vom Himmel, Menschen vegetieren unter Todesangst in sudanesischen Dörfern und Städten und wissen nicht, wie es weitergehen wird.
All die Entwicklungen sind GOTT vertraut und wir können da und dort, mit unseren kleinen Mitteln, einen Unterschied machen. Bei uns ist es ja noch sicher, zu sagen, was man denkt. Wenn wir regierungskritische Sendungen auf TikTok liken, besteht nur die Gefahr, dass wir nicht in die USA reisen dürfen. Also Russland, Südkorea und China durchleuchten einen ähnlich, aber wer will da heute schon hin.
Heute jährt sich zum fünften Mal der Anschlag auf die Wiener Innenstadt und seither wurden gottlob manche Anschläge verhindert. Aber auch uns kann manchmal die Angst überkommen und einige sagen bereits, sie würden öffentlich ihre Meinung aus bestimmten Gründen so nicht mehr frei von der Leber weg äußern.
26 »Fürchtet euch nicht vor denen, die euch bedrohen! Denn nichts bleibt für immer verborgen, sondern eines Tages kommt die Wahrheit ans Licht, und dann werden alle Geheimnisse enthüllt.
27 Was ich euch im Dunkeln sage, das gebt am helllichten Tag weiter! Was ich euch ins Ohr flüstere, das ruft von den Dächern.
Die Spatzen rufen es von den Dächern – fürchtet euch nicht! Das ist leicht gesagt. Ich tue mir leicht, das zu predigen, aber damals war es lebensbedrohlich die christliche Botschaft im römischen Reich zu verbreiten. Heute ist es lebensbedrohlich in manchen Ländern die Regierungen zu kritisieren.
Maria Aljochina etwa ist eine politische Aktivistin aus Russland. Als Teil der russischen Protestgruppe „Pussy Riot“ wurde sie 2012 zu zwei Jahren Straflager verurteilt, die sie abgesessen hat. Neuerlich wurde sie in Russland zu 13 weiteren Jahren Straflager verurteilt, weil sie gegen den Krieg in der Ukraine ansingt.
In einer Talkshow wurde Maria Aljochina gefragt, was sie antreibt. „Woher nehmen Sie den Mut, immer weiter zu machen? Haben Sie keine Angst, weil in dieser Welt ist man nirgendwo vor seinen Feinden sicher?“ Da hat sie geantwortet: „Ich hab nie Sicherheit gesucht.“ Freiheit, ja. Gerechtigkeit, ja. Sich Einsetzen für andere, ja. Frieden, ja. Sicherheit, nein!
So haben sich die ersten Gemeinden von Christinnen und Christen verstanden, als Gemeinschaft und als Personen, die nur der Wahrheit verpflichtet sind. Egal wie man sie bedroht hat, auch wenn sie gefoltert wurden, haben viele trotzdfem an ihrem Glauben festgehalten, den sie auf die Worte von Jesus gegründet haben. Fürchtet euch nicht, vor denen, die euch bedrohen. Sie wollen euch nur Angst machen, euch demütigen.
„28 Habt keine Angst vor den Menschen, die zwar den Körper, aber nicht die Seele töten können! Fürchtet vielmehr Gott, der beide, Leib und Seele, dem ewigen Verderben in der Hölle ausliefern kann.“
Habt keine Angst! Zu den eigenen Glaubensüberzeugungen zu stehen, selbst wenn mein Leben bedroht wird, mir und meiner Familie Gewalt angedroht wird. Wären die Menschen damals alle eingeknickt, wie ein Schilfrohr, hätten sie wie Simon Petrus gerufen: „Wer Jesus? Den kenne ich nicht! Hab noch nie von ihm gehört!“
Wenn sie damals nicht so eisern und nach heutigem Ermessen, etwas zu fanatisch, gewesen wären, würden wir heute hier keinen Gottesdienst feiern, sondern wohl irgendeinen obskuren Kult abfeiern.
„31 Darum habt keine Angst! Ihr seid Gott mehr wert als ein ganzer Spatzenschwarm. 32 Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde ich mich auch vor meinem Vater im Himmel bekennen. 33 Wer aber vor den Menschen nicht zu mir steht, zu dem werde ich auch vor meinem Vater im Himmel nicht stehen.«
Wo muss ich denn heute meinen Glauben bekennen? Sehr selten. Am Magistratsamt, wenn ich in eine Stadt oder ein Dorf ziehe, kann ich mein Religionsbekenntnis angeben, muss es aber nicht. Und immer weniger Menschen tun es auch. Selbst in den Schulen werden Kinder, die zu einer Religionsgemeinschaft gehören als ORB – ohne religiöses Bekenntnis – angemeldet, um sich die Optionen offenzuhalten.
Damals wie heute gilt es, mir selbst gegenüber treu und ehrlich zu bleiben. Offen und klar für meine Meinung und meine Überzeugungen einzustehen, da gilt es zuallererst mir selbst klar zu werden, wie ich bestimmte Dinge sehe. Und wenn ich mir in Sachen von Religion sicher bin, schadet es eben nicht, auch dazu zu stehen und es anderen mitzuteilen.
Mir hat es auch unschöne Erlebnisse beschert, als ich mich als Gottesdienstgeher geoutet habe. Und obwohl ich wenn auch langsam von einem Freundeskreis ausgeschlossen wurde, war es nicht zu verhindern, dass ich nun sonntags regelmäßig hier stehe, unter der Woche eifrig im Dienst bin und nicht samstags in einer launigen Spielerunde verbringe.
Mein Leben oder meine Gesundheit hat es mich nicht gekostet, aber langjährige Freundschaften schon. Nur hab ich mich immer schon lieber gefragt: Woher kommt Hoffnung? Was trägt uns wirklich?
„Wir haben Zuflucht genommen zum Ergreifen der vor uns liegenden Hoffnung, welche wir als einen sicheren und festen Anker der Seele haben, der auch in das Innere des Vorhangs hineingeht, wohin Jesus als Vorläufer für uns eingegangen ist“ (Hebräer 6,18–20).
Ein Anker dient dazu, ein Schiff im Meeresgrund zu verankern, festzumachen, wenn es irgendwo liegenbleiben soll. Psalm 94 19 Wenn dunkle Gedanken in meinem Herzen mächtig werden, erheitert dein Trost meine Seele.
Psalm 124,7: „Unsre Seele ist wie ein Vogel dem Netz des Vogelfängers entkommen; das Netz ist zerrissen und wir sind frei.“