Harald Kluge Youtube

„Ihr gehört zu Gott, unserem Vater. Dazu hat er euch von Anfang an vorherbestimmt. Ja, durch den Heiligen Geist seid ihr sein Eigentum geworden. Ich wünsche euch, dass Gottes Gnade und sein Friede euch immer mehr erfüllen.“ Amen 

So lautet der Gruß im ersten Brief des Simon Petrus. „Diesen Brief schreibt Petrus, ein Apostel von Jesus Christus, an alle Menschen, die Gott auserwählt hat und die als Fremde überall in Pontus, Galatien, Kappadozien, Asia und Bithynien mitten unter Menschen leben, die nicht an Christus glauben.“

Und dann geht es in Kapitel 3 weiter: 8 Und noch etwas möchte ich euch sagen, und das gilt für alle: Haltet einmütig zusammen! Nehmt Anteil am Leben des anderen und liebt einander als Geschwister! Geht barmherzig miteinander um und seid nicht überheblich. 9 Vergeltet nicht Böses mit Bösem, droht nicht mit Vergeltung, wenn man euch beleidigt. Im Gegenteil: Bittet Gott um seinen Segen für den anderen. Denn ihr wisst ja, dass Gott auch euch dazu berufen hat, seinen Segen zu empfangen. 

10 Es heißt doch in der Heiligen Schrift: »Wer sich am Leben freuen und gute Tage erleben will, der achte auf das, was er sagt. Keine Lüge, kein gemeines Wort soll über seine Lippen kommen. 11 Von allem Bösen soll er sich abwenden und Gutes tun. Er setze sich unermüdlich und mit ganzer Kraft für den Frieden ein. 12 Denn der Herr sieht mit Freude auf solche Menschen, die nach seinem Willen leben, und hat immer ein offenes Ohr für ihre Bitten. Allen jedoch, die Böses tun, stellt sich der Herr entgegen.« 13 Und wer sollte euch Böses tun, wenn ihr euch mit ganzer Kraft für das Gute einsetzt? 14 Doch selbst wenn ihr leiden müsst, weil ihr nach Gottes Willen lebt, könnt ihr euch glücklich schätzen. Darum fürchtet euch nicht vor dem Leid, dass euch die Menschen zufügen, und lasst euch von ihnen nicht einschüchtern. 15 Allein Christus, den Herrn, sollt ihr ehren. Seid immer bereit, Rede und Antwort zu stehen, wenn euch andere nach der Hoffnung fragen, die euch erfüllt. 16 Begegnet ihnen freundlich und mit Respekt. Ihr sollt ein gutes Gewissen haben! Dann nämlich werden alle, die Lügen über euch verbreitet haben, beschämt sein. Sie werden erkennen, dass sie Menschen verleumdet haben, die in der Verbundenheit mit Christus ein vorbildliches Leben führen. 17 Es ist doch besser – wenn Gott es so will –, für das Gute zu leiden als für etwas Schlechtes. 

1 Petrus 3, 8-17

Liebe Gemeinde! Und wie halten Sie es mit der Neutralität? Neutral zu sein hat ja so viele Facetten und Bedeutungen. Es kann meinen unparteiisch sein zu wollen. Also neutral heißt ja nicht, dass man unparteiisch bleibt, aber dass man sich neutral an Sachverhalte und Menschen heranwagt. Unvoreingenommen sich anderen Menschen gegenüber zu verhalten, kann ebenso eine neutrale Haltung beschreiben. Unvoreingenommen aber nicht eingenommen, es meint gerade nicht von Schmeicheleien umgarnt, beeindruckt oder eingeschüchtert zu sein.

Aber auch neutral in Hinsicht der elektrischen Ladungen, kann es bildlich gesprochen bedeuten, weder positiv noch negativ, aber ungeladen, entladen, entlastet von allzu negativen Stimmungen oder positiven verführerischen aber realitätsfernen Gefühlen zu sein. Neutral meint eben auch entspannt und ausgeglichen und sogar ausgewogen sein zu wollen.

So gesehen wünscht sich Simon Petrus, der Fels, der noch vor dem ersten Hahnenschrei Jesus dreimal verleugnet und verraten hatte, gerade das von uns. Für Jesus galt gemäß dem weisen Spruch: „Wer gelassen und ausgeglichen ist, lebt gesund!“, diese jüdische vorbildhafte Lebensweise als eines der Ziele menschlichen Lebens. GOTT ist unparteiisch, sofern man den Beschreibungen der Bibel an manchen Stellen folgt. Ich möchte euch dazu eine Szene aus dem Buch Hiob vorlesen. Darin wird Hiob, ein älterer ehemals reicher Gutsherr, in seiner ganzen Verzweiflung, nachdem er Haus und Hof, Knechte und Mägde und Kinder und Enkelkinder verloren hatte vorgestellt. Hiob hadert mit dem Schicksal, hat eine Hiobsbotschaft nach der nächsten zu verdauen. Hiob hadert auch mit GOTT und fragt:

„Warum muss das so sein? Warum hat es uns als Familie getroffen? Warum sind alle unsere Kinder und deren Frauen und Männer und Kinder in dieser furchtbaren Katastrophe umgekommen? Und schließlich: Warum bin ich jetzt auch noch so schwer erkrankt? In diese Trauerarbeit suchen Freunde mit Hiob das Gespräch. Einer der engen Freunde Elihu sagt dann:

„16 Bist du wirklich weise, Hiob, dann hör jetzt genau zu, achte auf jedes Wort: 17 Kann einer regieren, wenn er das Recht mit Füßen tritt? Willst du Gott, den Gerechten, für schuldig erklären, ihn, den Allmächtigen? 18 Er ist es doch, der skrupellose Könige und gottlose Fürsten verurteilt. 19 Er ergreift nicht Partei für die Mächtigen, Hochgestellte zieht er den Armen nicht vor – er hat ja allen das Leben gegeben! 20 Die Fürsten sterben plötzlich, mitten in der Nacht; ihr Volk gerät in Aufruhr, und sie verschwinden. Ja, die Mächtigen werden beseitigt, doch nicht von Menschenhand. 21 Denn Gott sieht die Wege eines jeden und alles, was er unternimmt. 22 Es gibt keine Finsternis und keinen dunklen Ort, wo Übeltäter sich vor Gott verstecken könnten.“ Hiob 34, 16-22

So haben es sich unsere Vorfahren immer schon gewünscht. Und wer wünscht sich das nicht von uns? Unrecht soll bestraft werden, nicht ohne Folgen bleiben, nicht unter irgendeinen Teppich gekehrt werden. Das Unheil im Urteil vonseiten GOTTES sucht jede und jeden heim. Es lässt sich eben nur schwer ertragen, dass es ungerechte Urteile gibt. Und ich gebe zu, dass Verbrechen gegen Menschen, gegen Tiere und gegen die Menschlichkeit die nicht ans Tageslicht kommen, von denen man weiß, aber diese aus gewissen Gründen eben nicht verfolgt werden, die nicht zur Anklage kommen, nicht verhandelt und keine Urteile darüber gesprochen werden, das lässt uns unbefriedigt zurück. Wir wünschen uns Gerechtigkeit! Da sind wir alle, Jüdinnen und Juden und Christinnen und Christen und Muslimas und Muslime, alle geeint: Wir wünschen uns Gerechtigkeit! Und wir können es kaum, zumindest nicht ohne bissigen Kommentar, ertragen, wenn Gerichtsurteile scheinbar parteiisch gesprochen werden. Wir haben da einen inneren Kompass von GOTT eingebaut bekommen. Bei manchen ist er mehr oder weniger gut geeicht.

Wir alle kennen doch dieses Gefühl nach einem Geschehen, bei dem Personen zu Schaden kommen, weil ihnen Leid angetan worden ist, wenn sich dieses anscheinend ohne Folgen für Täter ins Nichts verläuft. Und ohne Ausgleich für die Opfer bleibt jedes Vergehen ungesühnt, offen, bleibt ein schaler Beigeschmack. Wir können da an die Opfer von physischer und psychischer Gewalt und von sexueller Gewalt in den verschiedensten Institutionen denken. SOS-Kinderdörfer, Kirchen, Religionsgemeinschaften, und vor allem in den Familien und an Schulen gibt es Opfer und da und dort auch noch Täter und Täterinnen.

Schon die frühen Generationen haben sich da immer schon Gerechtigkeit von GOTT gewünscht, ersehnt, danach gehungert. Denn sie dürsten nach Gerechtigkeit, war ein stehender Begriff, allen bekannt und allen vertraut im Volke Israel etwa. Jesus nimmt dieses Bild, der Durstigen und Hungernden, die sich nichts als Gerechtigkeit wünschen zum Anlass sich klar für die Rechte der Ärmsten und der Witwen und Waisen und Benachteiligten und Ausgegrenzten einzusetzen und das auch einzufordern. Gibt es denn ein stärkeres, eindrücklicheres Bild als wenn ein Mensch oder auch ein Tier vor Hunger oder Durst gequält wird? Und schreit nichts mehr zum Himmel und stinkt zum Himmel, wenn Kinder, Frauen und Männer hungern und dürsten, nach Nahrung und Wasser aber eben auch nach Gerechtigkeit, die so etwas verhindert oder zumindest zu lindern und zu heilen versucht?

GOTT ist unparteiisch. Das wird oft in der Bibel betont. Und GOTT darf deshalb weder von der Partei der bibeltreuen Christen oder von vermeintlich christlichen Parteien vereinnahmt werden. Und hier sind wir Kirchen keine Ausnahme. GOTTES Wort finden wir in der Bibel und wir lesen es und hören es und denken darüber nach und leben damit, oder auch nicht. Und wir können dazu nicht sagen, das ist wahr oder falsch, sondern nur dazu die Haltung einnehmen: JA oder NEIN. Also GOTT wird zwar vereinnahmt aber wir alle werden uns darauf verständigen können, dass hier das Wort GOTT unter falschem Vorwand mit einem ganz persönlichen Ziel geführt und verwendet wird. GOTT ist neutral und ruft uns auf, es gleichfalls zu sein. Aber was meint die Bibel damit? „Als oberster Richter soll ein König, eben in dieser Hinsicht wie GOTT, dein Volk unparteiisch regieren und den Rechtlosen zu ihrem Recht verhelfen.“ Psalm 72,2

Mit GOTTES Geist sollen wir hier befeuert und angetrieben werden, uns in ganz bestimmter Hinsicht zu verhalten. „Die Weisheit aber, die von Gott kommt, ist vor allem aufrichtig; außerdem sucht sie den Frieden, sie ist freundlich, bereit nachzugeben und lässt sich etwas sagen. Sie hat Mitleid mit anderen und bewirkt Gutes; sie ist unparteiisch, ohne Vorurteile und ohne alle Heuchelei.“ Jakobus 3, 17

Von selbst wird sich nichts zum Besseren verändern. Petrus hat es in den Briefen wie Paulus auch immer wieder auf diesen Punkt gebracht: Folgen wir dem Willen GOTTES, dem Willen, den Jesus so anschaulich geschildert hat. Seien wir unparteiisch, neutral und damit auch ausgeglichen und ungeladen, entspannt und ausgewogen, auf das Gute bedacht. Aber wie kommen wir da hin? Auch im Bereich der Hilfeleistungen gilt Unparteilichkeit und Neutralität, wenn man so will. So hält der Apostel Paulus in seinem Römerbrief fest:

„Wer andere ermahnen und ermutigen kann, der nutze diese Gabe. Wer Bedürftige unterstützt, soll das gerecht und unparteiisch tun. Wer eine Gemeinde zu leiten hat, der setze sich ganz für sie ein. Wer sich um Menschen in Not kümmert, der soll es gerne tun.“ Römer 12,8

Und wenn jemand in der Gemeinschaft sich scheinbar verbrecherisch verhält, dann sollten die passenden Personen ihn oder sie zurechtweisen. Und als Richtschnur gilt auch hier eine neutrale Haltung einzunehmen, bevor man sich ein Urteil erlaubt: Paulus schreibt im ersten Timotheusbrief:

„Vor Gott, vor Jesus Christus und vor seinen heiligen Engeln ermahne ich dich: In solchen Fällen musst du ohne jedes Vorurteil und unparteiisch handeln.“ 1 Timotheus 5,21

Korruption ist GOTT ein Gräuel. So klar wird an einigen Stellen der Heiligen Schrift klar beschrieben, was gut und was nicht gut im mitmenschlichen Verhalten ist.

„Es ist nicht gut, parteiisch zu sein; aber manch einer lässt sich schon für einen Bissen Brot zum Unrecht verleiten!“ Sprüche 28,21

Nun gut, hier gilt wieder einmal, GOTT blickt mit gnädigen Augen auf uns. Wir lassen uns verleiten, für ein Stück Brot und einen Schluck Wasser die einen und für Schmuck und Gold oder Ansehen und Gegenleistungen andere. Wirklich unparteiisch, neutral zu sein und zu bleiben, galt schon vor 2.500 und 2.000 Jahren als ein Ziel, dass es mit Blick auf den Willen GOTTES zu erreichen gilt. So gesehen ist das Korruptionsranking durchaus auch eine Rangliste, die unter religiösen Gesichtspunkten betrachtet werden kann. Und es war zu allen Zeiten eine Geisel der Menschheit. Schon vor 2.900 Jahren unter König Joschafat von Jerusalem, der über das Südreich Juda herrschte, war es eine Mammutaufgabe, Richter in allen Bezirken und Städten und Dörfern einzusetzen, die wirklich gerecht, sprich nach den geltenden Rechtsauffassungen und nicht nach ihrer Tageslaune oder je nach gemachtem Geldgeschenk urteilten. Es wird in den Chronikbüchern des Alten Testaments lange beschrieben, wie Joschafat als König so seine liebe Not mit den Richtern und eingesetzten Beamten hatte. So heißt es unter anderem:

„Joschafat ermahnte auch die Richter [mehrmals und immer wieder]: Übt euer Amt in Verantwortung vor dem HERRN aus! Seid gewissenhaft und unparteiisch!“ 2 Chronik 19,9

Schon dem weisen König Salomo, ein paar Hunderte Jahre zuvor soll das ein Herzensanliegen gewesen sein: „Vor Gericht soll es gerecht zugehen und keine Parteilichkeit herrschen!“ Sprüche 24,23

Aber bereits Mose und dem auserwählten jüdischen Volk richtet GOTT in einer klaren Botschaft am Berg Sinai noch ein paar Hunderte Jahre zuvor folgendes aus: „13 Unterdrückt und beraubt einander nicht! Wenn ihr jemanden tageweise beschäftigt, müsst ihr ihm jeden Abend seinen Lohn auszahlen. 14 Sagt nichts Böses über einen Tauben, und legt einem Blinden kein Hindernis in den Weg! Begegnet mir, eurem Gott, mit Ehrfurcht, denn ich bin der HERR. 15 Vor Gericht dürft ihr das Recht nicht beugen! Begünstigt weder den Armen noch den Einflussreichen, wenn ihr ein Urteil fällt. Es soll bei euch gerecht zugehen. 16 Verleumdet einander nicht, und tut nichts, was das Leben anderer gefährdet! Ich bin der HERR. 17 Hege keinen Hass gegenüber deinem Mitmenschen! Wenn du etwas gegen jemanden hast, dann weise ihn offen zurecht, sonst lädst du Schuld auf dich. 18 Räche dich nicht und sei nicht nachtragend! Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst! Ich bin der HERR.“ 3 Mose 19,13-18

Und wenn wir ein wenig weiterlesen, tauchen diese Forderungen zur Menschlichkeit und Gerechtigkeit immer wieder auf, durch die Generationen und Jahrhunderte. „Du darfst aber auch einen Armen vor Gericht nicht begünstigen!“ 2.Mose 23,3. „Unbestechlich verhilft GOTT den Armen zu ihrem Recht und setzt sich für die Rechtlosen im Land ein.“ Jesaja 11,4. „Ein Richter tut Unrecht, wenn er für den Schuldigen Partei ergreift und dem Unschuldigen sein Recht verweigert.“ Sprüche 18,5

„Bei euch soll es gerecht zugehen, und niemand soll in einem Prozess bevorzugt werden. Nehmt auch keine Bestechungsgeschenke an. Denn solche Geschenke machen selbst weise Menschen blind und verleiten dazu, das Recht zu beugen.“ 5.Mose 16,19

„Gott bevorzugt oder benachteiligt niemanden.“ Römer 2,11. Wir Menschen waren schon vor mehr als 3.000 Jahren verführbar, korruptionsanfällig, von Vorurteilen in unseren Urteilen belastet. Und es hat andere wahnsinnig gemacht, dass es sich manche eben richten können, wie man so sagt. Wer das nötige Kleingeld hat oder eine Machtposition kann Einfluss auf Urteile nehmen, so lautete der Vorwurf der Menschen zu allen Zeiten. Und es lag und liegt an den Regeln und Gesetzen und der Durchführung und Überprüfung, ob Gesetze auch zur Anwendung kommen. Und seit mehr als 3.000 Jahren wird hier von vielen Don Quichotes dagegen angekämpft, dass sich auf der einen Seite Menschen gleicher als gleich sehen und dementsprechend behandelt werden und auf der anderen Seite regt es viele auf, die diese scheinbare Ungerechtigkeit sehen, aber machtlos sind, es zu überprüfen oder gar zu verändern und dem Recht zur Durchsetzung zu verhelfen.

Ich hatte dazu mit einer Klasse an meinem Döblinger Gymnasium an einem Wettbewerb teilgenommen. „Deshalb Rechtsstaat!“ heißt dieser InstagrammWettbewerb der Richter:innenvereinigung Österreichs mit dem Ziel Jugendliche zur Auseinandersetzung mit dem Rechtsstaat zu bringen, Es gibt auf Instagramm und Facebook dazu aus Schulen in ganz Österreich tolle Beiträge, die veranschaulichen, dass es ohne Rechtsstaat kein gutes, kein tragfähiges, zukunftsfähiges, wünschenswertes Zusammenleben gibt.

Der jüdisch-christlich-muslimische GOTT fordert Gerechtigkeit, will Unparteilichkeit und Neutralität. Aber eben keine neutrale Haltung a´la: „Mir ist es egal, ich bin neutral!“

Sondern neutral in der Hinsicht von ausgewogen, überlegt, mir meiner Vorurteile bewusst, entspannt, ungeladen. „Ich bin neutral, mir ist es eben deshalb nicht egal.“ GOTT ist neutral, aber wir sind ihm alle. Sie und ich, sicherlich nicht egal!