“Liebe mal 4”
4 Predigten von Emilie Sedrati, Jonas Stingelin, Emil Kadlec, Henrike Schipporeit
Eingangsgebet (von Franziska Ulrich, Ronja Kluge, Anna-Sophie Stingelin, Salome Szczot)
Lieber Gott, danke für die Menschen, die für uns da sind, uns lieben und uns unterstützen und helfen. Denn durch sie haben wir die Kraft und den Mut, uns selbst zu lieben. Danke, dass es uns trotz mancher schwierigen Situationen gut geht. Wir bitten dich, auch anderen Menschen zu helfen, denen es im Moment schlechter geht. Möge unsere Nächstenliebe ein Licht in der Dunkelheit sein und Hoffnung für die bringen, die sie am meisten brauchen.
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„How many times can a man turn his head, pretending he just doesn’t see?”
Vielleicht kommt euch dieser Satz bekannt vor, denn er stammt aus dem Lied „Blowin‘ in the wind“ von Bob Dylan. So beschreibt der Sänger Nächstenliebe, oder besser gesagt, das Gegenteil. Er stellt die Frage: „Wie oft kann ein Mensch wegschauen, so tun, als würde er das Leid des anderen nicht sehen. Und genau darum geht es für mich bei Nächstenliebe.
Nicht wegschauen. Nicht so tun, als ginge es einen nichts an. Es bedeutet, für andere da zu sein, wenn sie Hilfe brauchen, auch wenn es keine Pflicht ist oder man nichts dafür bekommt.
Es gibt viele schöne Bibelgeschichten, die genau solche Situationen zeigen. Ich habe hier eine solche Geschichte ausgesucht aus dem Matthäusevangelium Kapitel 25. Hier wird das Gleichnis vom Weltgericht beschrieben. In dieser Geschichte wird Jesus als König dargestellt. Er unterteilt die Menschen am Ende aller Zeiten als Hirte wie zwischen Schafen und Ziegen. Er stellt sie auf zwei Seiten von sich hin und sagt zu ihnen:
„Nehmt Gottes Reich in Besitz! Denn als ich hungrig war, habt ihr mir zu essen gegeben. Als ich Durst hatte, habe ich von euch etwas zu trinken bekommen. Ich war ein Fremder und ihr habt mich aufgenommen.“ Dieser Teil, zu dem er gesprochen hat, fragt überrascht: „Wann oder wie haben wir das für dich getan?“ Und der König antwortet ihnen: „Was ihr für einen und eine meiner geringsten Brüder oder Schwester getan habt, das habt ihr für mir getan.“ Es veranschaulicht, dass unsere Liebe zu Gott sich darin zeigt, wie wir mit anderen Menschen umgehen.
Und jetzt möchte ich über ein sehr aktuelles Thema sprechen, dass mich echt nachdenklich gemacht hat. Der Politiker und US-Vizepräsident J. D. Vance hat in einem Interview gesagt, dass man zuerst an seine eigenen Mitmenschen denken sollte, bevor man Fremden hilft. Er meint: „Du liebst deine Familie, dann liebst du deine Nachbarn, dann liebst du deine Gemeinde, dann liebst du deine Mitbürger in deinem eigenen Land und erst im Anschluss kannst du dich auf den Rest der Welt fokussieren und ihn priorisieren. America first.“
Aber ich habe mir gedacht, was wäre, wenn Jesus damals so eine Denkweise gehabt hätte? Wie würde die Bibel dann aussehen? In was für einer Welt würden wir dann leben? Und hier antwortet der neue Papst Leo XIV auf diese Aussage von J. D. Vance:
„Jeder Mensch hat Würde. Jeder Mensch ist unser Nächster. In der Liebe gibt es keine Rangordnung. Nächstenliebe endet nicht an den Landesgrenzen oder bei der Hautfarbe. Sie beginnt dort, wo ein Mensch Hilfe braucht. Der verstorbene Papst Franziskus sagt: „Bauen wir Brücken anstatt Mauern.“
Diese Zitate zeigen, finde ich, was Nächstenliebe wirklich bedeutet. Man soll andere Menschen oder Länder nie als Feinde oder als eine Bedrohung sehen, sondern als mögliche Freunde und Verbündete. Denn was würde das für eine Welt, wenn jeder nur egoistisch ist und nur an sich denkt; wenn keiner mehr hilft und jeder nur wegschaut, anstatt seine Hand zu reichen.
Jeder von uns kann etwas geben und dazu beitragen, diese Einstellung zu fördern. Das beginnt schon mit Aufmerksamkeit, einem offenen Ohr oder einem Lächeln.
Ich glaube daran, wenn wir anfangen so zu leben, würde die Welt wirklich besser werden. Also seid füreinander, für jeden Menschen da, der in Not geraten ist oder der dich braucht.
von Emilie Sedrati
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Wenn man an Liebe denkt, dann denkt man meistens an die Romantische oder die Leidenschaftliche Liebe. Dabei vergessen die meisten die Nächsten-Liebe.
Aber was ist Nächsten-Liebe?
Diese Frage muss jeder für sich beantworten. Für mich sind es die Kleinen Gesten im Alltag die die Nächsten-Liebe ausmachen. Zum Beispiel einer älteren Person im Bus den Platz anbieten, jemanden im Rollstuhl über die Straße helfen, die Tür aufhalten oder jemanden auch einfach nur ein Lächeln schenken. Damit verschönert nicht nur der anderen Person, sondern auch sich selbst den Tag.
Vor ein paar Wochen war ich mit der Schule bei einer Essensausgabe für ärmere und wir haben dort mitgeholfen. Dort waren 12 Personen, die dort jede Woche das Essen austeilen. Sie opfern jede Woche einen Tag, um anderen zu helfen, ohne irgendetwas zurückzubekommen.
Eine andere Art der Liebe die häufiger in Vergessenheit gerät ist die Natürliche-Liebe. Die Liebe die man der Familie gegenüber empfindet. Viele halten sie für selbstverständlich, da wir sie jeden Tag genießen dürfen. Jedoch haben nicht alle das Glück in einer liebenden und sorgenden Familie aufzuwachsen.
Seid für jeden einzelnen Moment mit eurer Familie dankbar und scheut euch nicht auch fremden zu helfen.
von Jonas Stingelin
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„Philia – Die Kraft der Freundschaft“
Wenn ihr Filme anschaut habt ihr sicher schon öfters die Phrase, Kraft der Freundschaft gehört. Natürlich denkt man, das haben sich die Drehbuchautoren ausgedacht. Aber das stimmt nicht. Es gibt diese Liebe wirklich. “Philia“
Text: Johannes 15,12–15 (Gesp. Johannes Evangelium , Kapitel 15, Abschnitt 12-15)
„Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, wie ich euch liebe. Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete. Ich nenne euch nicht mehr Knechte, denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut; euch aber habe ich Freunde genannt…“
Einstieg: Freundschaft ist mehr als ein Like
Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
wenn wir heute über Liebe sprechen, denken viele an Romantik oder an Familie. Aber es gibt eine Form der Liebe, die oft übersehen wird: die freundschaftliche Liebe – „Philia“. In einer Zeit von schnellen Kontakten und Social-Media-Bekanntschaften ist sie kostbarer denn je.
Ein Like ist keine Freundschaft. Ein Selfie zu zweit sagt wenig über echte Nähe. Aber wenn jemand weiß, wie es dir wirklich geht – ohne dass du etwas sagen musst – dann kommt man der wahren Freundschaft schon näher.
Biblisches Fundament: David und Jonathan – Freunde fürs Leben
Die Bibel kennt viele bewegende Freundschaften. Eine der tiefsten ist die zwischen David und Jonathan. Die beiden sind keine perfekten Menschen – aber ihre Freundschaft ist ehrlich, treu, stark. In 1. Samuel 18 heißt es: „Jonathans Herz verband sich mit dem Herzen Davids.“ – Das ist mehr als Sympathie. Das ist Seelenverwandtschaft.
Und auch Jesus spricht uns in Johannes 15 direkt an: „Ihr seid meine Freunde.“ Das ist keine Floskel. Er sagt das, kurz bevor er ans Kreuz geht. Für seine Freunde – für uns.
Darum ist für mich ein Freund oder Freundin ,jemand der einen als den schlimmsten Zeiten rausheben kann oder einfach nur für einen da ist.
Die 4 Merkmale echter Freundschaftlicher Liebe, sind für mich…
- 1. Treue: „Ein Freund liebt allezeit.“ Auch dann, wenn du nicht stark bist. Ein wahrer Freund bleibt, wenn andere gehen.
- 2. Ehrlichkeit: „Die Schläge eines Freundes meinen es gut.“ Echte Freunde sagen dir die Wahrheit – liebevoll, aber klar.
- 3. Gegenseitige Stärkung: „Eisen schärft Eisen.“ Wir wachsen aneinander – durch Ermutigung und auch Reibung.
- 4. Gegenseitige Fürsorge: „Einer trage des anderen Last.“ Freundschaft bedeutet: Du musst deine Kämpfe nicht allein kämpfen.
Aber du wirst auch gefragt, was machst du für Freundschaft oder was macht dich zu einem guten Freund.
Anwendung: Bin ich ein Freund, wie ich ihn mir wünsche?
Manchmal beten wir um Freunde, aber Gott fragt vielleicht: „Bist du bereit, selbst einer zu sein?“
- Bist du ehrlich, wenn es schwierig wird?
- Rufst du an, auch wenn du nichts brauchst?
- Betest du für deine Freunde, auch wenn sie’s nicht wissen?
Freundschaft braucht Zeit, Pflege, Tiefe. Sie ist kein Nebenprodukt – sie ist ein Geschenk Gottes. Das betonte auch Jesus, als er mit seinen Jüngern über die Liebe, Philia sprach.
Jesus – der treuste Freund
Jesus nennt dich Freund. Das ist keine romantische Idee, sondern göttliche Wirklichkeit. Er geht mit dir durch jedes Tal. Er verlässt dich nicht. „Größere Liebe hat niemand, als der sein Leben hingibt für seine Freunde.“ Das hat er getan – für dich.
Jesus lädt dich heute ein: Lass dich auf diese Freundschaft ein. Geh mit ihm. Und gib diese Liebe weiter – in deinen Beziehungen, in deiner Gemeinde, in deiner Familie.
von Henrike Schipporeit
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Was ist Liebe?
Ist Liebe eine chemische Reaktion, die Botenstoffe in unserem Hirn freisetzt? Nein, Liebe ist mehr als das. Liebe verleitet uns dazu, Dinge zu tun, die eigentlich gegen unseren biologischen Trieb zu überleben gehen. Eros ist ein altgriechisches Wort, welches man am ehesten mit leidenschaftlicher Liebe übersetzen könnte. Es beschreibt romantische oder körperliche Einziehung. Doch ich denke, dass diese Art von Liebe noch weit über diese Definition hinausgeht.
Liebe an sich hat viele verschiedene Definitionen. In der Ethik und der Bibel wird sie als selbstloses, loyales und selbstaufopferndes Handeln definiert, das auf das Wohl anderer ausgerichtet ist. In Matthäus 22, Vers 37–40 sagt Jesus: „Du sollst Deinen Herrn, Deinen Gott lieben, mit Deinem ganzen Herzen und mit Deiner ganzen Seele und mit Deinem ganzen Gemüt.“ Das ist das erste und größte Gebot. Das zweite ist: „Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst.“ Und in der Bergpredigt heißt es, man solle seine Feinde lieben und jene segnen, die einen verfluchen.
Am Anfang erwähnte ich, dass Liebe sich über unseren Drang, zu überleben — hinaussetzt. Es gibt einige Menschen, die ihr Leben für ihre Geliebten gegeben haben. Zum Beispiel Franz Jägerstätter, ein Österreicher, der aus christlicher Überzeugung und Liebe zu seiner Frau den Kriegsdienst im Zweiten Weltkrieg verweigerte und darauf hingerichtet wurde. Oder die Britin Edith Cavell, die im Ersten Weltkrieg in Belgien hunderte belgische und französische Soldaten verarztete und versteckte. Sie hat ihr Leben gegeben für Menschen, die sie kaum kannte, und Familien gerettet und dafür gesorgt, dass viele Kinder das Privileg hatten, mit einem Vater aufzuwachsen.
Aber man muss sich nicht immer selbst opfern. Oft reicht es auch aus, einem Menschen Kraft zu machen, indem man ihm sagt, wie wichtig er einem ist. Indem man zuhört. Indem man da ist. Liebe ist nicht immer laut, nicht immer groß. Manchmal ist sie still, klein — aber trotzdem gewaltig. Und vielleicht ist das das Schönste daran: Dass Liebe, obwohl sie uns alles kosten kann, auch alles heilen kann.
Von Emil Kadlec
Gebete
Lieber Gott! Ich bin dir dankbar für all die wichtigen Menschen in meinem Leben. Die meinen Wert sehen und auch schätzen und mich so akzeptieren, wie ich bin. Die mir in verschiedenen Lebenssituationen zur Seite stehen und mich unterstützen. Ich kann es zwar nicht immer zeigen, aber ich bin sehr dankbar für sie alle. Für mich sind sie die wichtigsten Personen in meinem Leben und ich werde sie immer in meinem Herzen tragen. Hilf auch jenen, die mir helfen, Menschen zu finden, die ihnen Kraft geben. Schenke unseren Nächsten auch Menschen, die sie lieben und akzeptieren – genau wie sie sind.
Lieber Gott! Ich danke dir für jegliche Arten der Liebe. Danke für die Liebe, die wie ein Feuer über uns hereinbricht. Fremde Menschen, die sich verlieben – durch dich gesegnet. Ich danke dir für die Gesten, die sich Liebende geben. Durch dich ist keiner alleine. Schenke den Menschen die Geduld, die richtige Person zu finden und leite sie auf ihrem Weg.
Lieber Gott! Für das Geschenk der Freundschaft danken wir dir. Segne unsere Freundschaften mit Ehrlichkeit, Unterstützung, Zusammenhalt und Zuverlässigkeit. Hilf uns, füreinander da zu sein und unsere Bindung zu stärken. Gib uns Weisheit zur Vergebung und Güte zur Ermutigung. Mögen unsere Freundschaften bis zum letzten Atemzug gehen.
Lieber Gott! Schenke uns Geduld füreinander, Verständnis in schweren Zeiten und Freude an kleinen Momenten. Schenk uns Liebe, die nicht fordert, sondern gibt, die nicht glänzt, sondern wärmt. Segne unser Zuhause, dass es ein Ort des Friedens bleibe, wo jede Seele atmen darf.